Tierwohl – gelebte Doppelmoral?

Nutztierhaltung wird von der Gesellschaft immer kritischer gesehen und die landwirtschaftliche Tierhaltung steht auf dem Prüfstand. Die Haltungsbedingungen von Tieren werden von vielen als nicht zukunftsfähig beurteilt, und es gibt offensichtliche Defizite im Bereich vom Tier- und Umweltschutz. Tierwohl und Tierwohlkennzeichnung sind als Qualitätsmerkmal in aller Munde.

Umgangssprachlich versteht man unter Tierwohl die Haltungsbedingungen und den Umgang mit den Tieren. Der Wortbestandteil „wohl“ in „Tierwohl“ wird von den meisten Verbraucher:innen mit Wohlbefinden assoziiert. Um den Tieren diesen Wohlfühlzustand zu ermöglichen, und die Haltungsbedingungen deutlich zu verbessern sind hohe Investitionen von unseren Landwirten notwendig. Um den Bauern die Sicherheit zu geben, dass diese Investitionen von der Gesellschaft nicht nur gewünscht und gefordert werden, muss es auch ein Commitment geben, dass „Tierwohl-Produkte“ von den Konsumenten gekauft werden.

WWF und Vier Pfoten haben einen Monat lang die Grillsortimente in den Flugblättern von österreichischen Supermarktketten untersucht und dabei festgestellt, dass ein Drittel der angepriesenen Aktionswaren aus dem Ausland kamen und häufig unter ökologisch bedenklichen Bedingungen produziert wurden. Heimisches Biofleisch mit Tierwohlstandards wurde kaum angeboten, und wenn diese angeboten wurde, dann mit deutlich höheren Preisen. Gekauft wurden von den Konsumenten leider fast immer die billigeren Produkte aus dem Ausland.

Die leidenschaftlichen Diskussionen der Gesellschaft zum Thema Tierwohl und die immer stärker werdenden Forderungen der Konsumenten nach einer möglichst artgerechten Haltung, enden leider vor dem Supermarktregal, wenn billigstes Fleisch aus dem Ausland für die Grillfeier am Wochenende eingekauft wird.

Eine Studie der Hochschule Osnabrück bestätigt, dass viele Verbraucher mehr Tierwohl fordern, aber nur wenige von ihnen sind bereit einen höheren Preis dafür zu bezahlen.

In dieser Studie wird belegt, dass nur 16 Prozent der Konsumenten einen Tierwohlartikel, kaufen, und dass lediglich ein Preisaufschlag von 30 Cent ausreicht, um zum billigeren Produkt zu greifen.

Es lebe die Doppelmoral …

Wir brauchen Bewusstseinsbildung, den Verzicht auf importierte Fleischberge und ein Bekenntnis zur Regionalität, denn unsere kleinstrukturierten landwirtschaftlichen Betriebe können nur dann bestehen, wenn sie Tierwohlstandards einhalten und wenn die Produkte auch vom Konsumenten gekauft werden.

Eine Alternative zur landwirtschaftlichen Fleischproduktion gibt es – die Jagd.

Österreichs Jäger versorgen die Bevölkerung jährlich mit ca. 6.000 Tonnen frischem Wildbret. Diese Menge reicht aktuell aber nicht aus, um den Bedarf an Wildbret zu decken.

Wild aus freier Wildbahn lebt den Grundgedanken von „Tierwohl“ und kann als klimaneutral bezeichnet werden, aber auch Wildbret hat seinen Preis …

JAGAHANS

Quellen:

Foto: www.pixabay.com

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