Fuchspelz: Natur-Produkt mit Zukunft

Vor allem Funktionsbekleidung besteht oft aus Kunstfasern, welche wiederum aus Rohöl hergestellt werden. Demgegenüber wirkt aus nachhaltiger heimischer Jagd gewonnener Fuchspelz, zu feinen Kleidungsstücken verarbeitet, fast schon archaisch!

Ich bedanke mich bei Ing. Martin Grasberger, Chefredakteur WEIDWERK & HUBERTUS für diesen Gastbeitrag

JAGAHANS

Klimakleber, die manchen Auto­fahrern zuletzt die Zornesröte ins Gesicht getrieben haben, müssten bei ihren Aktionen genau genommen in Natur­fasern gehüllt sein, welche aus nachhaltig gewonnenen Ressourcen erzeugt worden sind. Wenn man aber in den Medien­berichten einen genauen Blick riskiert, erkennt man bei einigen beteiligten „Klimaschützern“ Hightech-Funktions­jacken aus Kunstfasern, deren Ursprung genau dort liegt, wogegen lauthals ­demonstriert wird. Wer erkennt hier nicht eine gewisse Ironie?

Siebzigtausend

Während sich wohl die wenigsten ­Menschen Gedanken über die Herkunft der am Körper getragenen Materialien machen, wehen jenen, die sich mit Pelz aus dem Haus wagen, nicht selten ­massive Ressentiments entgegen. Da aber Pelz nicht gleich Pelz ist, wäre es höchst an der Zeit, eine Lanze für die Jägerinnen und Jäger zu brechen, die Fuchsbälge aus nachhaltiger heimischer Jagd gewinnen.
Wissen Sie, wie viele Rotfüchse in Österreich in einem Jahr erlegt werden? – Es waren im Jagdjahr 2021/22 laut Statistik Austria knapp 70.000 Stück. Davon gelangt allerdings nur ein ­geringer Teil in eine Gerberei, der Großteil landet (leider) in der Tier­körper­verwertung oder verbleibt ungenützt im Revier. Apropos Gerberei: Dieses ehemals weitverbreitete Handwerk ist vom Aussterben bedroht – in Österreich finden sich aktuell keine zwanzig Betriebe mehr.
Die Familie Subosits – Peter, Ehefrau Birgit, Sohn Philipp sowie zwei Töchter – betreibt einen solchen Kürschnerbetrieb und setzt dabei voll auf Produkte der heimischen Jagd. ­Verständlich, da die ganze ­Familie der grünen Gilde angehört. „Tragen Sie noch Plastik oder schon Natur?“, ist auf der Auslage des ­Geschäfts am Unteren Platz in St. Veit/Glan, Kärnten, in großen Lettern zu lesen. Eine provokante Frage, die zum Nachdenken anregen soll – und es ohne Zweifel auch tut.
Als Peter Subosits das sympathische Familienunternehmen vor mehr als dreißig Jahren gegründet hat, war zwar noch vieles anders, an der Arbeit des Kürschners hat sich allerdings wenig geändert. In der Werkstatt ist noch heute ein gusseiserner Zeitzeuge im Einsatz – eine Nähmaschine aus den 1920er-Jahren. Im großen, lichtdurchfluteten Verkaufsraum stechen dem aufmerksamen Kunden sofort die ­Trophäen ins Auge; aber nicht jene von Wildtieren, sondern jene von ­gewonnenen Wettbewerben. „Von den sieben Malen, die wir am Red Fox ­Austria Award teilgenommen haben, konnten wir sechsmal einen Preis erringen“, freut sich Birgit, die den Erfolg der eigenen Modelle neben der Optik auch mit der Funktionalität, auf die stets großer Wert gelegt wird, begründet.

Topseller & Preisträger

Ein Verkaufsschlager ist zweifellos die Fuchsweste, welche aus Loden und zwei Fuchsbälgen hergestellt wird. Diese wurde von Philipp vor zwei ­Jahren kreiert und beim Red Fox Austria Award 2022, mit zwei Ärmeln zu einer Jacke erweitert, eingereicht (siehe Bild). Dieses Modell sieht so gut aus, dass es den Sonderpreis der Redaktion WEIDWERK gewann. Die Jacke zeichnet sich dadurch aus, dass sie mit den Bälgen von nur vier Füchsen genäht wurde, wobei auch die Branten als Seitenteile Verwendung fanden – es wurden sämtliche Teile des Balges verwertet, was klar den Nachhaltigkeitsgedanken unterstreicht. Des Weiteren kann sie auch mit dem Fell nach innen und dem Loden nach außen getragen werden („Wendejacke“).
Zurück zur Weste: Die zählt ­übrigens zu den beliebtesten Modellen bei Jägerinnen, gerade deswegen, weil sie lediglich aus zwei Fuchsbälgen ­besteht. „Damit sehen auch die fauleren Jäger unter uns sofort einen Erfolg“, lacht Philipp. Der Preis in der Höhe von € 950,– (wenn die gegerbten Felle vom Kunden kommen) ist interessant, berücksichtigt man neben der Kreativität auch die Handarbeit und die Lang­lebigkeit dieses Naturprodukts.
Auf die Frage nach dem „Einsteigermodell“ für Jäger kommt wie aus der Pistole geschossen: „Die Fuchskappe, dicht gefolgt vom Muff. Jungjäger, egal, ob Männer oder Frauen, viele lassen sich aus dem ersten erlegten Fuchs gerne eine Kappe anfertigen“, weiß Birgit. „Wenn jemand mehr Felle hat, verarbeiten wir diese auch oft zu Fuchsdecken.“
„Das Fell muss makellos sein, ehe es zu einem Kleidungsstück, zu einer Decke o. dgl. weiterverarbeitet werden kann“, erklärt Philipp, „daher müssen die Löcher, verursacht durch die jagdliche Kugel, fachmännisch entfernt werden.“ Dieses Ausbessern der Bälge, zum Beispiel durch das ,Zungenziehen‘, zählt also zu den wichtigsten Aufgaben des Kürschners – und braucht Zeit. ­Danach werden die Bälge befeuchtet und zum Trocknen für mehrere ­Stunden, meist über Nacht, auf­gespannt („aufgezweckt“). Insgesamt sind es für den Kürschner bis zu zwölf Arbeitsschritte, bis eine Fuchsweste fertig ist. „Der Kürschner hat den Fuchsbalg damit ein paar Mal öfter in der Hand als der Jäger“, lacht der junge Kürschner.

Werkzeuge vergangener Zeit

Ein interessantes Werkzeug des Kürschners ist das „Grotzen­radl“ , mit dem die Balgmitte, der Aalstrich, auf der Fellseite markiert wird – und mit dem feine Löcher in die Haut gestochen werden, die auch auf der Hautinnenseite zu sehen sind. „Das Arbeiten mit einem Fuchsfell muss immer von innen nach außen erfolgen“, weiß Philipp, „alles andere sieht einfach nicht gut aus.“ Der Balg wird etwa für die Vorder­seite der Weste in der Mitte ­halbiert und „gespiegelt“; dadurch wirkt das Modell harmonisch. Ein ­weiteres unverzichtbares Utensil ist das Kürschnermesser , das mit einer Rasierklinge bestückt ist. Beim Schneiden damit ist jedoch besondere Vorsicht ­geboten, um nur das Leder, nicht aber die Haare durchzuschneiden. „Sonst hat man denselben Effekt, wie wenn der Friseur ein Cut in die Frisur schneidet“, erklärt Philipp . Auch der „Ausroller“ erregt unsere Aufmerksamkeit: Dabei handelt es sich um ein Holz mit Metallrolle, mit der die Maschinen­naht ausgerollt und somit flach gemacht wird .
In der Werkstatt wurde im Zuge unseres Besuchs auch eine Kapuze mit „Fake Fur“ (Kunstpelz) auf Echtpelz umgearbeitet; während der Laie den Unterschied erst auf den zweiten Blick sieht, ist dieser beim Drüberstreichen mit der Handfläche frappant. Der Kunstpelz wirkt „klebrig“, während sich der echte Pelz weich und flauschig anfühlt. Auch durften wir der Endfertigung von Fuchskappen beiwohnen – ein beliebtes Produkt, wie wir bereits erfahren haben. Kostenpunkt: € 170,– .

Vom Wald auf den Körper

Unser Resümee: Peter’s Pelze schafft es, aus einer nachhaltig gewonnenen, natürlichen Ressource, dem Fuchspelz, außergewöhnliche, funktionelle und – ganz wichtig – alltagstaugliche Kleidungsstücke sowie nützliche Accessoires zu fertigen. Wir können nur jeden Jäger und jede Jägerin ermutigen, die (im Winter) erlegten Füchse mit weißem (reifem) Balg einer sinnvollen Ver­wertung zuzuführen. Egal, ob Mütze, Weste, Jacke, Muff, Polster, Decke usw. – ein Fuchspelz ist etwas Wundervolles, etwas Nachhaltiges. Ganz anders als aus Rohöl hergestellte Kunstpelze und -fasern.
Hinweis für die zitierten „fauleren“ Jäger unter uns: Das Abbalgen eines Fuchses ist in wenigen Minuten erledigt – wenn man die Branten bzw. den Kopf nicht freipräpariert, sondern den Balg etwa im Bereich der Gehöre und vor den Ballen absetzt. Bei jedem Abbalgen sind eine FFP2-Maske und Einmalhandschuhe zu tragen, um sich nicht mit dem Fuchsbandwurm, einer gefähr­lichen Zoonose, zu infizieren. Der Fuchsbalg wird nach dem Abbalgen eingesalzen, getrocknet oder gefroren zum Gerber geschickt. Die Kosten für die Lohn­gerbung eines Fuchsbalges be­laufen sich in der Gerberei Artner, Eferding, auf € 45,– (inkl. Mwst.).

mit freundlicher Genehmigung des Jagdmagazins WEIDWERK

www.weidwerk.at

Quelle Foto: www.weidwerk.at

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