Fuchsbandwurm – gefährliche Zoonose – Infektionsgefahr für den Menschen steigt aktuell deutlich! Gastbeitrag von Fr. Dr.med.vet. Anna Kübber-Heiss

Aktuelle Entwicklungen

Wildtierkrankheiten treten zumeist in das Bewusstsein der Öffentlichkeit, wenn entweder Mensch oder Haustier in weiterer Folge davon betroffen sein könnten. In diesem Zusammenhang wurde in den letzten Jahren mit zunehmender Intensität und in unterschiedlichen Medien über verschiedene Seuchenausbrüche berichtet.

Eine Erkrankung beschäftigt die Wildtier- und auch Humanmediziner in den letzten Jahren zunehmend. Es handelt sich um die Erkrankung durch Echinococcus multilocularis, den Fuchsbandwurm. Der Fuchsbandwurm ist in ganz Österreich endemisch und wurde bereits in jedem Bundesland Österreichs bei Füchsen nachgewiesen. Seit 1980 wurde Echinococcus multilocularis in 17 Ländern Europas gemeldet, die „hot spots” (Hochendemiegebiete) in West- und Mitteleuropa sind in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich und in Frankreich.

Ähnlich dem Virus der ASP handelt es sich auch bei E. multilocularis um äußerst resistente Erreger. Bei entsprechenden Bedingungen bleiben die Eier mit den darin enthaltenen Onkosphären monatelang infektionsfähig. Im Freiland überleben Eier bis zu 8 Monate oder länger, bei +4°C in Leitungswasser länger als 478 Tage. Die Onkosphären sind aber gegenüber Trockenheit und Wärme empfindlich, und werden nach einigen Minuten bei +70 C abgetötet.

Lebenszyklus (Duscher 2005)

Der Entwicklungszyklus des Fuchsbandwurmes ist in Abbildung 1 (nach Georg Duscher) dargestellt.

Die häufigsten Zwischenwirte, die sich durch Aufnahme kontaminierter Nahrung infizieren sind Nagetiere (Abb.3.). Zu den akzidentellen Wirten zählen in Mitteleuropa unter anderem Biber und Feldhase. Weiters wurde E. multilocularis auch bei Primaten in einem Zoo in der Schweiz nachgewiesen. Haus – und Wildschweine, Nutria, Chincilla und Hunde gehören ebenfalls zu den akzidentellen Wirten. Bei Hunden wurden auch Fälle mit Simultaninfektion beschrieben, also mit Metazestoden in der Leber und gleichzeitig mit adulten Stadien im Darm.

Der Mensch ist ein sogenannter Fehlwirt im Zyklus des Fuchsbandwurmes. Zu einer oralen Aufnahme infektiöser Eier kommt es durch Hände-Mund Kontakt nach Berühren infizierter Füchse, Hunde oder Katzen. Es wird auch für möglich gehalten, dass Hunde die infektiösen Eier auf dem Fell tragen können und diese auf Menschen übertragen Weiters besteht die Gefahr der Ansteckung durch Arbeit mit kontaminierter Erde oder Aufnahme kontaminierter Nahrungsmittel (Gemüse, Waldfrüchte, Pilze).

Nach der Aufnahme von infektiösen Eiern gelangen die aktivierten Onkosphären durch die Darmwand ins Blut und anschließend in die Leber. In den meisten Fällen bilden sich die Finnen in der Leber aus. Ausgehend hiervon können weitere Organe befallen werden (z.B.: Lunge, Gehirn, Rückenmark). Die Inkubationszeit kann länger als 15 Jahre dauern, daher bleibt die Infektion initial oft lange unerkannt. In den vergangenen 25 Jahren war ein langsamer Anstieg der Erkrankungen durch Fuchsbandwurmbefall bei Menschen zu beobachten, von 2,4 Fällen pro Jahr (1991‑2000), ist diese Zahl auf 2,8 (2001‑2010) angestiegen. Die durchschnittliche Inzidenz hat sich in Österreich von 2011‑2014 bei 9 Fällen/Jahr stabilisiert. Im internationalen Vergleich sind in Österreich sowohl die Prävalenzen in der Fuchspopulation als auch die Anzahl der Neuerkrankungen/Jahr relativ gering. Diese Zahlen liegen in der Schweiz (20‑30 Neuerkrankungen/Jahr) und in Frankreich (37 Neuerkrankungen/Jahr) viel höher. Aufgrund der langen Inkubationszeit und Seltenheit der Erkrankung, sowie der erhöhten Reisebereitschaft der Menschen, ist kein örtlicher Zusammenhang zwischen Auftreten der alveolären Echinococcose und Prävalenzen in Füchsen zu finden.

In der Pathologie des FIWI wird seit einigen Jahren ein vermehrtes Augenmerk auf diese gefährliche Zoonose gelegt. In den Jahren 2014 – 2016 wurden aus dem Bezirk Gänserndorf 93 Füchse auf diesen Erreger untersucht. Die Prävalenzen stiegen hierbei kontinuierlich von 28,6% (2014) auf 48,3% (2016). 10 Jahre früher hat Doz. Duscher in derselben Region Prävalenzen von 10,5% (2003) bzw. 7,4% (2004) festgestellt. Daraus erkennt man unschwer, die erhebliche Zunahme der infizierten Füchse und in weiterer Folge die Umweltkontamination und das Infektionsrisiko für den Menschen und auch für die Zwischenwirte.

Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, VETMEDUNI Wien

Ich danke Fr. Dr.med.vet. Anna Kübber-Heiss für diesen Gastkommentar

JAGAHANS

Quellen:

sujetfoto pixabay

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