Sinn und Unsinn der Krähenjagd – Gastbeitrag von Univ. Prof. Dr. Klaus Hackländer

Sinn und Unsinn der Krähenjagd

Gastbeitrag von Univ.-Prof. Dr. Klaus Hackländer

Der Einfluss von Krähenvögel auf ihre Beutetiere wird weltweit intensiv diskutiert. Zahlreiche Studien wurden bereits durchgeführt, in denen Krähenvögel dezimiert wurden und entsprechend positive Effekte hinsichtlich der Überlebensrate und Dichte der Beutetiere erwartet wurden. Viele dieser Experimente zeigten jedoch keine oder nur geringe Effekte.

Es wäre jedoch nicht richtig, daraus zu schließen, dass der Einfluss der Krähenvögel auf z. B. Singvögel vernachlässigbar ist.

Vielmehr muss man sich genau ansehen ob die Entnahmeexperimente überhaupt einen deutlichen Einfluss auf die Krähendichte selbst hatten. Denn schließlich kommt es nicht darauf an, wieviele Krähen entnommen werden, sondern wieviele noch am Leben bleiben und damit weiterhin ihre Wirkung entfalten können. Wesentlich scheint also das experimentelle Design derartiger Projekte zu sein. Fakt ist jedenfalls, dass wir tatsächlich noch wenig belastbare Daten zum Einfluss der Krähenvögel auf ihre Beutetiere haben. Gerade in Gebieten mit gefährdeten Beutetierarten und hohen Krähenvogeldichten (z.B. stadtnah oder im Umfeld von Mülldeponien) ist zu vermuten, dass der Einfluss von Nebel- und Rabenkrähe auf Singvögel und Niederwild hoch ist.

Die Bejagung ist jedoch äußerst schwierig. Krähenvögel sind Experten, wenn es darum geht, Gefahren aus dem Weg zu gehen. Wenn unter diesen Umständen nur wenige Individuen zur Strecke kommen und man daher nur an der Oberfläche kratzt, dann ist die Entnahme nicht sinnvoll. Wenn man von den 850 Krähen nur 50 schießt, dann ist das einfach zu wenig und man hätte eine Studie mehr, die belegt, dass Krähenjagd nichts bringt. Abgesehen davon darf man jedoch nicht vergessen, dass der Rückgang von Singvögeln und Niederwild nicht auf die Krähenjagd zurückzuführen ist, sondern auch auf Krankheiten (momentan vor allem bei Grünfinken) und vor allem Verschlechterung der Lebensraumqualität. In naturfernen Gärten und ausgeräumten landwirtschaftlichen Gebieten finden viele Vögel keine Nahrung oder Brut- und Versteckmöglichkeiten mehr. Unter diesen Bedingungen haben Krähenvögel ein leichtes Spiel. Lebensraumverbesserungsmaßnahmen packen das Problem an der Wurzel. Krähenbejagung ist eher Symptombekämpfung.

Nichtsdestotrotz ist es sinnvoll, neben Heckenpflanzungen auch die Gewinner in der Kulturlandschaft deutlich zu dezimieren. Jedoch sollte sorgsam beobachtet werden, ob die Entnahme ihre Wirkung zeigt. Denn nur unter diesen Umständen wäre dieser Eingriff zu rechtfertigen. Das Töten eines Wirbeltieres bedarf schließlich eines vernünftigen Grundes. 

Vielen Dank für diesen Beitrag!

JAGAHANS

 

 

Quellen:

sujetfoto pixabay

 

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